Trotz der Tatsache, dass es das erste moderne Spiel war, das im Wilden Westen angesiedelt war und die Grundlagen für Red Dead Redemption legte, wurde dieses Spiel in den letzten Jahren weitgehend vergessen.
Rockstar Games ist eines der einflussreichsten Unternehmen in der Geschichte der Videospiele. Mit Franchises wie Grand Theft Auto, Max Payne und Bully hat das Studio seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, offene Welten zu erschaffen, tiefgehende Geschichten zu erzählen und innovative Mechaniken einzuführen. Doch bevor Red Dead Redemption und dessen Fortsetzung den Western in Videospielen neu definierten, gab es bereits einen Titel, der die Basis für die Franchise legte: Red Dead Revolver.
Veröffentlicht im Jahr 2004 für PlayStation 2 und Xbox, mischte dieses Third-Person-Actionspiel den cineastischen Stil von Western-Filmen wie „The Good, the Bad and the Ugly“ mit dem Arcade-Gameplay der damaligen Shooter. Obwohl es nicht denselben Bekanntheitsgrad wie seine Nachfolger erreichte, war sein Einfluss auf die Industrie entscheidend für die Geburt einer der beliebtesten Gaming-Sagas der modernen Zeit.

Die komplizierte Entwicklung: Von Capcom zu Rockstar Games
Die Entwicklung von Red Dead Revolver begann Ende der 90er Jahre unter der Leitung von Capcom. Das Projekt war als Hommage an das NES-Klassiker-Spiel Gun.Smoke gedacht und sollte sich auf rasante Action und Pistolen-Duelle konzentrieren. Doch technische Probleme und kreative Differenzen zwischen Capcom und Angel Studios, dem beauftragten Entwicklerteam, behinderten die Entwicklung.
Im Jahr 2002 kaufte Rockstar Games Angel Studios, die unter anderem für die Nintendo 64-Version von Resident Evil 2 bekannt waren, und benannte das Studio in Rockstar San Diego um, womit sie die volle Kontrolle über das Projekt übernahmen. Unter Rockstars Vision entwickelte sich das Spiel zu einem Erlebnis, das sich mehr auf die Geschichte und die Atmosphäre des Wilden Westens konzentrierte, wobei jedoch die lineare Struktur und das Arcade-Gameplay beibehalten wurden.
Schließlich wurde Red Dead Revolver im Jahr 2004 veröffentlicht und wurde zu einer Kuriosität im Rockstar-Katalog. Obwohl es kein massiver kommerzieller Erfolg war, etablierte es viele Elemente, die später in der Red Dead Redemption-Serie weiterentwickelt wurden.
Geschichte: Rache im Wilden Westen
Das Spiel erzählt die Geschichte von Red Harlow, einem jungen Mann, der miterleben muss, wie seine Eltern von Banditen ermordet werden, die ihre Goldmine in Besitz nehmen wollen. Red überlebt den Angriff und schwört Rache, wodurch er zu einem gefürchteten Kopfgeldjäger im ganzen Territorium wird.
Im Verlauf des Spiels trifft Red auf eine Vielzahl skurriler Schurken, von denen jeder seine eigene Geschichte und seinen eigenen Kampfstil hat. Vom rücksichtslosen Colonel Daren bis hin zum mysteriösen Pig Josh verstärkt jeder Gegner das Gefühl, sich in einem klassischen Westernfilm zu befinden.
Die Geschichte wird episodenhaft erzählt, wobei jedes Level ein zentrales Ereignis in Reds Leben darstellt. Diese Struktur, die an Kapitel einer Fernsehserie erinnert, verleiht dem Spiel ein einzigartiges Tempo, geht jedoch auf Kosten der offenen Erkundungsmöglichkeiten, die später ein Markenzeichen von Red Dead Redemption wurden.

Gameplay: Klassische Action mit innovativen Elementen

Im Gegensatz zu den offenen Welten seiner spirituellen Nachfolger ist Red Dead Revolver ein Third-Person-Shooter mit abgeschlossenen Levels und linearer Action. Die innovativste Mechanik des Spiels ist das „Dead Eye“, das es ermöglicht, die Zeit zu verlangsamen und mehrere Schüsse auf Feinde festzulegen. Dieses Feature, das sich später zu einem Markenzeichen der Serie entwickelte, hatte in diesem Spiel seinen Ursprung.
Der Kampf ist schnell und arcade-lastig, mit einem halbautomatischen Zielsystem und einer großen Auswahl an Waffen, von Revolvern bis hin zu Repetiergewehren. Darüber hinaus bietet das Spiel Pistolen-Duelle, bei denen der Spieler innerhalb von Sekundenbruchteilen ziehen und präzise schießen muss.
Ein weiteres bemerkenswertes Feature ist der „Showdown“-Modus, der es Spielern ermöglicht, in Duellen mit freischaltbaren Charakteren gegeneinander anzutreten. Dieser lokale Multiplayer-Modus erhöht den Wiederspielwert und bringt einen kompetitiven Aspekt in das Spiel.
Grafik und künstlerischer Stil

Für einen Titel aus der Ära von PlayStation 2 und Xbox bietet Red Dead Revolver solide Grafiken mit einem künstlerischen Stil, der von Spaghetti-Western inspiriert ist. Die Umgebungen sind in einem staubigen und trockenen Stil gestaltet und erinnern an die Wüstenlandschaften der Filme von Sergio Leone.
Der Einsatz von Sepia-Farbfiltern und ein Soundtrack, der eine Hommage an Ennio Morricone darstellt, verstärken die filmische Atmosphäre des Spiels. Allerdings können die Charaktermodelle im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Titeln grob wirken.
Trotz technischer Einschränkungen gelingt es dem Spiel, die Essenz des Wilden Westens mit einer stimmigen visuellen Präsentation und einem immersiven Sounddesign einzufangen. Es war kein Spiel, das in diesem Aspekt hervorstach und ist technisch nicht gut gealtert, aber es erfüllte die Erwartungen an ein PlayStation 2- und Xbox-Spiel jener Zeit.

Vermächtnis und Einfluss auf die Red Dead-Saga Obwohl
Red Dead Revolver bei seiner Veröffentlichung gemischte Kritiken erhielt, wurde sein wahrer Wert erst im Laufe der Zeit deutlich. Im Jahr 2010 veröffentlichte Rockstar Red Dead Redemption, eine direkte Weiterentwicklung der in Revolver eingeführten Ideen, jedoch mit einem offenen Weltkonzept und einer tiefergehenden Geschichte.

Viele der in Revolver eingeführten Konzepte, wie das Dead Eye-System, Duelle und die Western-Atmosphäre, wurden in Red Dead Redemption und dessen Fortsetzung aus dem Jahr 2018 verfeinert. Darüber hinaus wurde Red Harlow, der Protagonist des Spiels, zu einer Kultfigur innerhalb der Fangemeinde, mit Theorien, die ihn mit den Charakteren der späteren Titel verbinden.
Obwohl es nicht denselben Bekanntheitsgrad wie seine Nachfolger erlangte, war Red Dead Revolver der Funke, der das Feuer einer der wichtigsten Gaming-Sagas der Geschichte entfachte.
Fazit: Lohnt es sich, das Spiel heute noch zu spielen?
Für diejenigen, die die Saga mit Red Dead Redemption entdeckt haben, kann eine Rückkehr zu Red Dead Revolver eine interessante Erfahrung sein. Obwohl sich seine Mechaniken und Grafiken veraltet anfühlen können, bietet das Spiel eine einzigartige Perspektive auf den Ursprung der Franchise.
Wenn du ein Fan von Western bist und den ersten Versuch von Rockstar in diesem Genre kennenlernen möchtest, bleibt Red Dead Revolver ein empfehlenswerter Titel. Er mag nicht die erzählerische Tiefe seiner Nachfolger haben, aber sein Charme und sein filmischer Stil machen ihn zu einem Schlüsselwerk in der Geschichte der Videospiele.
Wenn du jedoch nicht an Retro-Spiele gewöhnt bist oder nach etwas suchst, das Red Dead Redemption ähnelt, aber mit schlechterer Grafik, ist dieses Spiel nichts für dich, weshalb wir es nicht empfehlen. Es ist definitiv kein Spiel für jedermann, und wenn du dich entscheidest, es zu spielen, solltest du es mehr für seinen historischen Wert und als Prototyp für Red Dead Redemption 2 schätzen, als für seinen eigenen Spielwert.
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